Neue Themenschau im Münzkabinett der Antikensammlung
Seitdem die Sommerpause vorbei ist, glänzt eine neue Zusammenstellung von Kleinoden in den vier Pultvitrinen des Münzkabinetts: „Opfer bringen“ führt die sakrale Welt der Griechen und Römer vom Tempel bis zur Spendeschale vor Augen. In diesem Kontext ist alles aufwendig aufbereitet und aufgewertet durch besonderen Zierrat, selbst die zum Altar geführten Opfertiere tragen eigenen Schmuck. Das Bekenntnis zur Frömmigkeit hatte einen hohen Stellenwert in den Kulturen der Antike. Aber das Grundprinzip dabei hieß anders als in den meisten modernen Religionen: Geben und Nehmen!
Exotisches und Elementares: Bronzemünze mit Göttin Isis, aus Alexandria (176–170 v. Chr.), Silberstater mit Kornähre, aus Metapont (spätes 5. Jh. v. Chr.).
„Tischlein deck dich!“ beginnt der Titel eines wohlbekannten deutschen Märchens, aber hier ist das Phänomen gemeint, dass viele griechische Städte (Poleis) als Embleme bestimmte Nahrungsmittel auf ihre Münzen setzten. Berühmt ist etwa die Kornähre der unteritalischen Stadt Metapont, die mit Gewissheit auf das reiche Getreidevorkommen in ihrem Hinterland (Chora) anspielte und durch das bedeutende Handelsgut auf ihren Reichtum verweisen wollte. Geldstücke sind naturgemäß prädestiniert, solche Botschaften ökonomischer Potenz zu verbreiten, angefangen mit den „Eulen aus Athen“, die das Motiv des umsichtigen Vogels regelmäßig mit einem Olivenzweig kombinieren.
In ähnlicher Weise sind die zahlreichen Münzbilder zu begreifen, die auf das verbindende Biotop des Mittelmeers zurückgreifen. Der Seeweg war entscheidend für den Handel in der Region. Er musste militärisch gesichert werden und barg auch sonst viele Risiken und Gefahren. Die See hatte aber zugleich auch als Quell von „Meeresfrüchten“, Lebensraum von nützlichen, freundlichen und bisweilen auch gefährlichen oder bizarren Bewohnern der Unterwasserwelt einen hohen Stellenwert im Bewusstsein der Griechen. Und über alledem wachte ein furchterregender Gott in Gestalt eines athletischen Fischers, bewaffnet allein mit einem denkbar einfachen Instrument für die Jagd auf Fische, dem Dreizack, mit dem Poseidon laut der antiken Poesie die Wellen zu gefährlichen Wogen aufwirbeln konnte.
Eine ungewöhnliche Präsenz auf den Münzen nehmen schließlich ‚Frauenbilder‘ ein. Mit den Antlitzen von Göttinnen und Nymphen ließ sich die Anziehungskraft von Städten besonders gut sinnfällig machen. Königinnen bildeten ein entscheidendes Verbindungsglied in der Selbstdarstellung hellenistischer und kaiserzeitlicher Herrscherhäuser, waren sie doch maßgeblich für den Fortbestand der jeweiligen Dynastie. Jugend, Fertilität, Anstand und Zuverlässigkeit waren die unausgesprochenen Versprechen solcher städtischen oder auch reichsweiten Prägungen. „So ist es schön“ beschreibt den denkbar einfachen wie wirksamen anthropologischen Grundsatz, dass anerkannte ästhetische Werte am ehesten den Konsens befördern und kritische Fragen gar nicht erst aufkommen lassen. Als Bildnisse auf Münzen waren Frauen also hochpolitisch!
Foto li: Lukas Jansen, Foto re: Christina Kiefer / MvWM der Universität Würzburg