Unbestritten ist die Residenz die größte Sehenswürdigkeit Würzburgs. Wodurch aber hebt sie sich gegenüber anderen Schlössern des deutschen Barock hervor? Die Entstehungsgeschichte der Würzburger Residenz gibt Antworten. Der rechte Seitenflügel beherbergt unser Museum – ein angemessener Ort für die Buchpräsentation!
14. Februar 2024
Die Entstehung der Würzburger Residenz.
Die Architektur 1719–1744
Das Martin von Wagner Museum residiert bekanntlich in der ehemaligen Fürstbischöflichen Residenz. Zu diesem „Schloss über allen Schlössern“, das noch während seiner Erbauung als das schönste in Deutschland beschrieben wurde, gab es bisher nur ein einziges, in vieler Hinsicht überholtes Standardwerk: das Buch von Richard Sedlmaier und Rudolf Pfister von 1923.
Nach über 100 Jahren ist jetzt ein neues Grundlagenwerk zur Würzburger Residenz erschienen. Prof. Stefan Kummer, der zwischen 1987 und 2013 den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Julius-Maximilians-Universität innehatte, legt damit die Summe aus dreißig Jahren Forschung zu diesem hochbedeutenden Bauwerk vor. Am Samstag, 16. März um 17 Uhr wird sein Buch Die Entstehung der Würzburger Residenz. Die Architektur 1719–1744 öffentlich präsentiert – natürlich in der Residenz, nämlich im Toscanasaal und in der Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums.
Die monumentale Publikation, ursprünglich aus einem DFG-Projekt hervorgegangen, umfasst zwei Textbände mit rund 1050 Seiten und einen Abbildungsband. Es ist aber nicht nur ein gewichtiges Werk, sondern auch eine Pionierleistung. Erstmals wird die verwickelte und über weite Strecken bisher unerforschte Genese der – zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden – Würzburger Residenz akribisch analysiert und dargestellt. Die intensive Auseinandersetzung stützt sich auf eine Fülle neu erschlossener Schrift- und Bildquellen. Allein achtzig architektonische Entwürfe werden sorgfältig ausgewertet.
In dieser Miniaturansicht Würzburg aus dem Jahr 1720 ist die Residenz ganz links in ihrer projektierten Form kurz nach der Grundsteinlegung zu sehen. Es kam anders – wie genau, geht aus Stefan Kummers Buch hervor.
Detail aus einem Huldigungsblatt auf Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn, erworben 2020 für das Martin von Wagner Museum von den „Freunden der Würzburger Residenz“.
Schwergewichte: An Stefan Kummers dreibändigem opus magnum werden künftige Forschungen zur Würzburger Residenz nicht vorbeikommen. Am 16. März wird es der Öffentlichkeit vorgestellt.
Dank der Forschungen Stefan Kummers kristallisiert sich jetzt viel deutlicher heraus, welche Persönlichkeiten für die Architektur als Ganzes und welche für ihre Teile verantwortlich waren. Wie die Rollen von Bauherren und Baumeistern in dem langwierigen Entstehungsprozess genau verteilt waren; welche historischen Hintergründe zur außerordentlichen Größe der Residenz geführt haben; welche Funktionen dieses Gebäude erfüllte – diese und viele andere Fragen werden in dem neuerschienenen Werk beantwortet. Aus der umfassenden Klärung der Entstehungsgeschichte erhellt aber auch der Rang der Würzburger Residenz innerhalb der barocken Schlossbaukunst.
Nach der Begrüßung durch die Vorsitzenden der Freunde der Würzburger Residenz, Dr. Verena Friedrich und Prof. Damian Dombrowski, wird Oberbürgermeister Christian Schuchardt ein Grußwort sprechen – eine doppelte Anerkennung, die sowohl der Geltung der Residenz für Würzburg als Kunststadt als auch der Lebensleistung Stefan Kummers gilt. Danach wird die Würzburger Mediävistin Prof. Dorothea Klein Aufbau und Inhalt von Die Entstehung der Würzburger Residenz skizzieren. Sie kennt das Buch fast in- und auswendig, denn sie hat die eigentliche Produktion des Buches am engsten begleitet.
Den Festvortrag hält der Prof. Georg Satzinger von der Universität Bonn. Auf der Grundlage neuer Quellenfunde spricht er, passend zur Neuerscheinung, über „Balthasar Neumanns Anfänge“. Einen persönlichen Rückblick wird Dr. Christiane Kummer, die Ehefrau des Autors, auf „Stefan Kummer und die Residenz“ werfen.
Dieser will sich am Ende des Festakts nur kurz zu Wort melden – alles Wichtige gibt es ja zum Nachlesen. Außerdem besteht danach Gelegenheit zu Begegnung und Austausch: Für den geselligen Teil der Veranstaltung geht es hinüber in die Gemäldegalerie, wo ein Weinempfang auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wartet. Stefan Kummer ist auch dort zuhause: Als Vorstand des Instituts hat er auch die Neuere Abteilung des Martin von Wagner Museum 27 Jahre lang geleitet.
Um die Veranstaltung, dem genius loci der Residenz entsprechend, noch etwas beschwingter zu gestalten, spielt Michael Günther auf einem historischen Clavicembalo Kompositionen aus der Erbauungszeit der Würzburger Residenz. Lassen Sie sich diesen besonderen Abend nicht entgehen. Aber seien Sie auch früh genug im Toscanasaal: Als wandelndes Gedächtnis seiner Heimatstadt und beredter Vermittler ihrer Kunst – von ihm stammt die Kunstgeschichte der Stadt Würzburg 800–1945 – zieht Stefan Kummer seit jeher das Publikum an.