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Antike Kunst in neuer Perspektive


Sicherlich haben Sie sich schon gefragt, wann die Antikensammlung endlich wieder alle ihre Pforten öffnen und die dahinter verborgenen Schätze zeigen wird. Anlass für die zeitweise Schließung der großen Säle gibt der umfassendste Umbau, den die Ältere Abteilung seit den 1960er Jahren erleben darf. Dank der Förderung aus Bundes- und Universitätsmitteln wird es nicht nur in allen Räumen ein neues Beleuchtungssystem geben, mit dem wir den Objekten zu mehr Glanz und Klarheit verhelfen können. Im Kern wird auch die Dauerausstellung ein neues Gesicht erhalten und mit neuen Vermittlungsangeboten aufwarten. Noch müssen Sie sich also etwas gedulden, aber einige Vorabeinblicke können wir Ihnen schon heute gewähren:

 

Am Anfang des Jahres wurden die beiden Trennwände entfernt, die den ‚Langen Saal‘ bis dato in drei gleich große Kompartimente untergliedert haben. Das Ergebnis ist der größte zusammenhängende Raum im gesamten Weltkulturerbe Würzburger Residenz! In Zukunft wird dieser Saal also in Gänze erfahrbar sein. Diese Maßnahme erlaubt es uns, einen offenen und abwechslungsreichen Parcours anzulegen, der in einer lockeren Anordnung der neuen Vitrinen aus dem Deutschen Museum in München und unseren ansprechend designten Stülpvitrinen besteht. Zugleich wird aber auch mit deutlichen visuellen Markern eine Grundorientierung in dieser neuen ‚Vitrinen-Landschaft‘ gewährleistet sein.

 

Umbauarbeiten im Langen Saal
Umbauarbeiten im Langen Saal

Der Aufbau der Dauerausstellung wird künftig nicht mehr von chronologischen Aspekten bestimmt. Stattdessen stehen nun – getreu unserer Intention, die Antikensammlung von einem ‚Musentempel‘ in ein Zentrum für Antike Bildersprache zu transformieren – thematische Blöcke im Vordergrund. Im ‚Langen Saal‘ wollen wir Sie mit grundlegenden Fragen des antiken Lebens in Berührung bringen: Religion und Geschichte, ideale Bildentwürfe zur Rolle von Männern und Frauen, aber ebenso Feindbilder, Krieg und Tod werden im Zentrum der neuen Sektionen stehen. Natürlich dürfen auch unsere ‚Klassiker‘ nicht fehlen: Symposion, Musik und das Theater, das wir ganz am Ende des Saals atmosphärisch inszenieren werden. Und dazu haben wir noch ein paar Spiel-Ideen für Sie, wo Sie selber aktiv werden können!

 

Li: Flucht des Äneas aus Troja, Re: Präsentation des ersten Touchtable
Li: Flucht des Äneas aus Troja, Re: Präsentation des ersten Touchtable

Dazwischen wird es aber auch immer wieder kleine Themeninseln geben, die sich mit Querschnittsfragen auseinandersetzen: Welche bedeutenden Entdeckungen wurden von Würzburger Archäologen und Archäologinnen gemacht? Was wissen wir über die Provenienzen und Kontexte der Objekte? Woran erkennt man Fälschungen? Wie ist die Sammlung zustande gekommen? Und Vieles mehr! – So werden wir etwa die Geheimnisse um die Herkunft des Kentaurenkopfes vom Parthenon lüften und nicht nur diese.

 

Zum Ende des Jahres möchten wir mit der Wiedereröffnung des ‚Langen Saales‘ den Auftakt zur Umgestaltung der Dauerausstellung einleiten. Dann wandern die laufenden Umbauarbeiten in unseren ‚Marmorsaal‘ weiter, der ebenfalls ein neues Antlitz erhalten soll. Aufgrund unserer bescheidenen Bordmittel können wir den angekündigten Transformationsprozess nur Schritt für Schritt einleiten. Geplant sind für die kommenden Jahre eine Art ‚Citizen Lab‘, in dem wir nicht nur die Herstellung und das Verhandeln antiker Keramik zur Darstellung bringen, sondern mit digitalen Stationen auch eigene Recherchen ermöglichen wollen. Der Eingangskorridor mit dem sich anschließenden ‚Kuppelsaal‘ wird zum Herzstück der neuen Ausstellung: Hier sind Einführungen in die Eigenarten und Sinnstiftungen visueller Kultur, die wesentlichen Kategorien antiker Bilderwelten und die grundlegenden Funktionsweisen von Bilderzählungen vorgesehen. Beispielhaft sei unsere attisch-schwarzfigurige Vase aus Italien genannt, die mit ihrer ikonischen Wiedergabe von der Flucht des Äneas aus dem brennenden Troja nicht nur eine anrührende Familiengeschichte aufruft, sondern nicht weniger als die Ursprünge der mittelitalischen Hochkulturen aus der kleinasiatischen Küstenstadt, mithin also anknüpfend an das berühmteste Narrativ der griechischen Mythologie, indem sie mit Bildchiffren verschiedener Zeitebenen operiert.

 

Warum machen wir das alles? Warum bleibt die Antikensammlung nicht einfach so, wie sie war? – Nun, wir sind fest davon überzeugt, dass die Beschäftigung mit dem ‚klassischen‘ Altertum in unserer Gesellschaft immer weiter abzunehmen droht, wenn es uns nicht gelingt, den Wert und die Relevanz dieser Vergangenheit für die Gegenwart unter Beweis zu stellen. Und was könnte in der Welt von heute als Bildungsauftrag größere Relevanz beanspruchen, als zur Reflexion über die Grundlagen visueller Kommunikation einzuladen, die inzwischen seit Jahrhunderten einen nachhaltigen Siegeszug gegenüber der rein textbasierten Verarbeitung von Informationen feiert?

 

Auf diesem Weg zu einer ‚neuen‘, stärker mit der Gegenwart verknüpften Antikensammlung werden wir Ihre Hilfe benötigen: Wir brauchen Ihre Geduld, aber auch Ihre inhaltliche Unterstützung, wenn wir uns mit Fragen an Ihre ureigenen Interessen im Zusammenhang mit der ‚Kunst‘ der Antike wenden. In diesem Sinne hoffen wir auf Ihre Sympathie und Hilfe bei diesem Projekt. Und natürlich freuen wir uns auch, wenn Sie in diesem Kontext die ein oder andere Spende leisten können.

 

Mit den besten Wünschen für eine erholsame Sommerpause! 

Ihr Museumsteam


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