top of page

„LUX PERPETUA“ leuchtet weiter!


Grochowiaks Gemälde zu Mozarts Requiem bot ein immersives Kunsterlebnis. Es war die erste Einzelausstellung dieses Zyklus überhaupt. Fotos: Dombrowski


Nur sieben Wochen lang war der Gemäldezyklus zu Mozarts Requiem von Thomas Grochowiak im Martin von Wagner Museum zu Gast. Die Ausstellung war nicht ‚groß gedacht‘; in anderen Zusammenhängen würde man von einem Gelegenheitswerk sprechen. Doch oft entwickeln sich die Dinge anders als erwartet – die Ausstellung entwickelte eine ungeahnte Bannkraft.


Diese Ausstrahlung gründete zum einen in der Zusammenarbeit mit dem Mozartfest Würzburg, die wir in diesem Jahr einmal mehr intensiviert haben; für das nächste Jahr ist schon die nächste Kooperation in Planung. Auf der Homepage des Musikfestivals begann das aktualisierte Programm jeden Tag mit dem Hinweis auf „LUX PERPETUA“, was uns mehr und anderes Publikum als sonst bescherte.


Kurze Reden, großer Andrang: Die Eröffnung von „LUX PERPETUA“ am 28. Mai.

Fotos: Raphael Bücken


Aber natürlich geht es nicht in erster Linie um die Zahl der Besuchenden, sondern um das, was sie zu sehen bekamen. Das aber konnten wir bestenfalls erahnen, während wir die Ausstellung noch vorbereiteten. Der wahre Zauber der vierzehn Gemälde und ihrer hochdifferenzierten Formensprache entfaltete sich erst, als die Originale an den Wänden der ‚Kleinen Galerie‘ hingen und sie zusammen wahrgenommen werden konnten.


Dank des großen Gespürs unseres Kurators Dr. Markus Maier für Raumwirkungen bildeten die großen Formate entlang der Wände eine Art zweite, fast immaterielle Raumschale, und dies umso mehr, als das Erlebnis der Bilder von den Klängen des Requiems begleitet und vertieft wurde: Im Hintergrund lief permanent eine vom Mozartfest ausgesuchte Aufnahme, gesungen vom Würzburger Monteverdichor.


Vierzehn Sätze hat Mozarts „Missa pro defunctis“, vierzehn Gemälde hat Thomas Grochowiak zwischen 1991 und 2000 dazu geschaffen. Geschickt wurden die Bilder zu den ersten zwei Sätzen, dem „Introitus“ und dem „Kyrie“, von der nachfolgenden Sequenz abgeteilt. So heißen die im liturgischen Vollzug durchgesungenen sechs Sätze, beginnend mit dem „Dies irae“ und endend mit dem „Lacrimosa“.


Diese sechs Bilder passten genau auf die linke Längs- und die Stirnwand am Ende des Raumes, wodurch sie als Einheit erfahrbar wurden, gewissermaßen als Zyklus innerhalb des Zyklus. Die nachfolgenden Sätze, beziehungsweise ihre Übersetzungen in Farbe, konnten ununterbrochen auf der rechten Längswand abgeschritten werden.


Das Schlussbild zu Mozarts „Communio“ bildete die Rückseite des „Introitus“, mit dem es auch gewisse kompositionelle Eigenschaften teilt.  Auf diese Weise trat die Klammerfunktion dieser beiden Gemälde anschaulich hervor, die sich zueinander verhalten wie Verheißung und Erfüllung, Ankündigung und Offenbarung, Schuld und Vergebung.


Prof. Dr. Ulrich Konrad und Prof. Dr. Damian Dombrowski beim „Kunst-Musik-Dialog“ im Toscanasaal der Residenz. Foto: Mozartfest Würzburg


Neben zahlreichen Führungen wurde auch – als weiteres Vermittlungsformat – der beliebte „Kunst-Musik-Dialog“ wiederaufgelegt. Als Bestandteil des Mozartfest-Programms ließ diese Veranstaltung wieder einmal Musik- und Kunstbegeisterte im Toscanasaal neben der ‚Kleinen Galerie‘ zusammenströmen. Dort lieferten sich der Musikhistoriker und Mozartexperte Ulrich Konrad, Professor am Institut für Musikforschung der Universität Würzburg, und unser Direktor Damian Dombrowski einen nicht immer ganz ernstgemeinten Schlagabtausch, der aber seine erkenntnisstiftenden Momente hatte – und von den Zuschauenden mit enormem Beifall quittiert wurde.


Es war die Begegnung mit dem unbekannten Meisterwerk, die „LUX PERPETUA“ zum Ereignis werden ließ. Inzwischen sind die Gemälde wieder in die Obhut der Familie des Malers zurückgekehrt. Nicht nur seinen Söhnen, Martin und Tom Grochowiak, hat die Ausstellung zugesagt – sie hat auch ein Nachdenken darüber in Gang gesetzt, wie der Zyklus dauerhaft für Würzburg gesichert werden könnte. Sowohl die Stadt als auch die Universität Würzburg sind in diese Überlegungen einbezogen.


Eine bleibende Spur hinterlässt auf jeden Fall der Katalog. Er umfasst 72 Seiten und bildet die vierzehn Werke in hervorragender Druckqualität ab; jedes einzelne wird von einem kurzen Essay begleitet (die Publikation wurde gut verkauft, kann aber nach wie vor an der Museumskasse erworben werden).


Aufgeführt wird darin auch noch ein fünfzehntes Gemälde, die Hommage à Tiepolo, die Grochowiak nach einem Würzburg-Besuch in den 1950er-Jahren gemalt hat. Die abstrakte Komposition darf als ein Hauptwerk des deutschen Informel gelten, kein Werk dieses Malers war häufiger in Ausstellungen zu sehen. Es war auch das einzige Gemälde, das Grochowiak immer in seiner Wohnung hängen hatte.


Da die Hommage nicht nur von einem tiefen Verständnis für die Schaffensweise Tiepolos zeugt, sondern auch eine unmissverständliche Brücke zum Ortsgeist schlägt, bestand früh Einigkeit darüber, dass dieses Werk auf jeden Fall ins Martin von Wagner Museum gehört. Wir sind auf einem guten Weg, es für die Gemäldegalerie zu erwerben. Auf erfüllendere und – hier ist das Wort einmal angebracht: – nachhaltigere Weise könnte eine Ausstellung kaum fortwirken!




Comentários


bottom of page