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Schicke Repliken auf Reisen geschickt!


Seit 2022 ist die Antikensammlung des Martin von Wagner Museums Teil eines Zusammenschlusses von archäologisch-musealen Einrichtungen in Bayern, die durch ihre Kooperation vor allem ihre Wahrnehmung in Öffentlichkeit und Tourismus steigern wollen, aber dank der neu verstärkten, regelmäßigen Kommunikation auch auf anderen Gebieten voneinander profitieren.


Am 29. September um 17 Uhr s.t. eröffnen wir in der Antikensammlung eine Wanderausstellung dieses „Museumsnetzwerk Antike in Bayern“, in der sich die einzelnen Standorte mit Infomaterial und Exponaten aus den jeweiligen Sammlungsbeständen präsentieren. Mangels eines gesonderten Ausstellungsbudgets haben die einzelnen Häuser im gegebenen Kontext aus der Not eine Tugend gemacht und hochwertige Repliken einzelner Highlights der Sammlungen anstelle der Originale in die Ausstellung gegeben. Das Ergebnis ist dennoch einmalig und erstaunlich vielfältig, indem ein breites Spektrum antiker Lebenswirklichkeit abgebildet wird, ohne dass die besondere Eigenart und Handschrift der einzelnen Häuser verloren geht:



Aus der Archäologischen Staatssammlung in München stammen zwei Objekte mit religionsgeschichtlichem Hintergrund, die den keltischen und den provinzialrömischen Schwerpunkt des Museums vor Augen führen: Der bronzene ‚Weltenburger Stier‘ (2./1. Jh. v. Chr.) aus der Nähe von Kehlheim steht für die Verehrung der Kraft eines wesentlichen Nutztieres, die marmorne ‚Venus von Epfach‘ (2. Jh. n. Chr.) ist im Vergleich zu den üblichen Weihegaben so qualitätvoll, das sie wohl eher dem Skulpturenschmuck einer römischen Villa zuzurechnen ist.


Gegenstände des täglichen Gebrauchs aus der römischen Kaiserzeit führen die Objekte aus dem Archäologischen Park Cambodunum (Kempten) vor Augen. Vier Öllampen enthalten auf ihren ‚Spiegeln‘ populäre Motive, die Stärke und Schönheit aufrufen. Das kostbar gearbeitete Bronzegewicht in Gestalt einer Büste des Gottes Merkur zeugt von der Bedeutung genauer Messinstrumente für den erfolgreichen Handel.

Demgegenüber stehen keltisches Geschirr, Trachtbestandteile und Münzen der vorrömischen Zeit aus dem kelten römer museum manching, besonders prestigeträchtig ein Armreif aus blauem Glas sowie eine bronzene Gewandspange zum Halten der Kleidung.


Im Pompejanum Aschaffenburg geht es vornehmlich um die Wohnkultur der Römerzeit. Hier zeugen Arretinische Reliefbecher und eine Formschüssel von der römischen Frühphase serieller Produkte, die in der Kaiserzeit den gestiegenen Bedarf an Tafelgeschirr bedienen sollten.



Das RömerMuseum Weißenburg glänzt selbstverständlich mit einem Prachtstück aus dem berühmten ‚Weißenburger Schatz‘: Die bronzene Skulptur des Herkules mit (kleinem) Eber (2. Jh. n. Chr.) repräsentiert alles, was Männern in der Provinz Rätien am Herzen liegen musste, so auch die Jagd. Ein besonderes Licht auf ein Einzelschicksal wirft das Militärdiplom eines Auxiliarsoldaten: Mogetissa, ein vermutlich aus Ostgallien bzw. Helvetien stammender Kelte, der in der Ala I Hispanorum Auriana diente und in Biriciana (Weißenburg) stationiert war und dort auch eine Familie begründete, erhielt durch diese Urkunde am Ende seiner Dienstzeit das römische Bürgerrecht.


Den größten ‚Hingucker‘ in der Ausstellung hat fraglos das Römische Museum Ausgburg zu bieten: Der lebensgroße Bronzekopf eines Pferdes, der einst vergoldet war, ist gewiss auf eine statuarische Darstellung des römischen Kaisers in einer Quadriga zurückzuführen. Ein solch repräsentatives Denkmal der imperialen Macht ist in der einstigen Provinzhauptstadt nicht völlig überraschend und hat dort sicherlich das Aussehen der zentralen öffentlichen Platzanlage geprägt.


Über eine besonders große Vielfalt an bildlichen Kunstwerken verfügen die Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek in München. Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die Bronzefigur eines Tauchers, der zum Sprung ins Wasser ansetzt, vermutlich einst der Zierrat eines Lampenständers. Die Köpfe eines Eros und des Athener Politikers Demosthenes deuten auf die großen Bestände an Ideal- und Porträtplastik in der Glyptothek und stehen vermutlich erneut für den typischen Skulpturenschmuck römischer Villen. Dazu passt auch die Bronzestatuette einer ‚auftauchenden Venus‘, die den Betrachtern die Reize ihres schönen Körpers präsentiert. Subtiler ist die erotische Konnotation einer Kleinbronze, die eine Ballspielerin zeigt; auch dies ein Hinweis auf die Attraktivität von jungen Frauen, die einem griechischen Klischee zufolge mit diesem Sportinstrument spielerisch die Geschicklichkeit ihres Körpers und damit ihr Potenzial für den Heiratsmarkt unter Beweis stellen sollten.


Die Würzburger Antikensammlung des Martin von Wagner Museum setzt in dieser Schau eher auf Gegensätze: Der Kentaurenkopf vom Parthenon steht für das berühmteste Bauwerk der ‚klassischen‘ Antike und seine enorme ideologische Aufladung; ein spätantiker Steckkalender aus Rom, der nur noch in einer Kopie erhalten ist, verweist auf populäre Formen der Zeitmessung in einem privaten Kontext und beleuchtet so die praktische Bewältigung alltäglicher Herausforderungen, die in der Antike oft nicht so anders geartet war wie heute.


Begleitet wird die Ausstellung von einer Serie von Bannern und einer digitalen Dia-Show, in der sich das Netwerk bzw. die acht Standorte vorstellen und Impressionen aus ihren Dauerausstellungen vor Ort vermitteln. Eine Leseecke ermöglicht den Besucher*innen zudem das Stöbern in einer Auswahl von Überblickspublikationen der einzelnen Häuser.


Ein neues Special in der Wanderausstellung stellt sich der naheliegenden Frage, ob die Römer denn auch in Würzburg präsent waren. Für die sieben übrigen Standorte ist das mehr als wahrscheinlich, aber wie sah es mit dem Maindreieck, das jenseits des römischen Limes lag, aus? Auf diese Frage werden manche eine überraschende Antwort erhalten!


Die Ausstellungseröffnung ist als Informationstermin konzipiert, zu der wie die regionale Presse einladen, aber auch alle Freunde und Freundinnen des Martin von Wagner Museums. Einführungen des Netzwerksprechers Tobias Esch (römer kelten museum manching) und des Abteilungsdirektors Jochen Griesbach erläutern nicht nur die verschiedenen Tätigkeitsfelder des Museumsnetzwerks, sondern ermöglichen auch, die Exponate und ihre Hintergründe genauer kennenzulernen.


Dazu sind alle Interessent*innen sehr herzlich eingeladen!


Abbildungen:

Oben links: Bronzener Pferdekopf, Römisches Museum Augsburg

Oben rechts: Keltischer Glasschmuck, kelten römer museum manching

Unten links: Archäologischer Park Cambodunum (Kempten)

Unten rechts: Atrium im Pompejanum Aschaffenburg






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